ONE FORM TWENTY VIOLINS

A new project by FC-Fertans 2019

Idee und Koordination: Bärbel Bellinghausen, Wien und Andreas Hampel, Hamburg. Entwurf der Innenform: Francois Denis, Angers

Welche baulichen Parameter bestimmen den Klang der Violine? Eine Annäherung. 20 GeigenbauerInnen bauen ein Instrument über der gleichen Form.

In diesem Projekt wird der Vergleichbarkeit von Geigen nachgegangen. Der klangliche Vergleich zweier oder mehrerer Geigen aus verschiedener Hand ist insofern wenig aufschlußreich im Hinblick auf die Wirkung einzelner baulicher Parameter, als sich Modell und somit Innenvolumen meist stark voneinander unterscheiden. Bei unserer Versuchsreihe können Geschwisterinstrumente, die über dergleichen Form gebaut wurden, und deren Unterschiede genau dokumentiert sind, miteinander verglichen werden.

Die Versuchsanordnung entspricht der Situation ähnlich der in einer alten Cremoneser Werkstatt mit vielen Angestellten, die im Dialog miteinander über der gleichen Form des Meisters ein Instrument bauen – alle in vollendeter Meisterschaft geschaffen und im Modell gleich, aber mit kleinen nachvollziehbaren Unterschieden. ONE FORM TWENTY VIOLINS läßt alle Arbeitschritte von allen TeilnehmerInnen genauestens dokumentieren.

Wir haben das Glück, in unserer Mitte einen der profiliertesten Experten für die klassischen Konstruktionsprinzipien der Geige zu haben, Francois Denis, Verfasser des Buchs „Traité de Lutherie – Les petits raisons des Arts et du violon, The violin and the art of measurement“. Francois Denis hat ein speziell für diesen Versuch nach klassischen Methoden konstruiertes Modell entworfen. Seit Anfang des Winters 2018 wird in 20 Geigenbauwerkstätten über diesem Modell geknobelt, mit dem Ziel, bestmögliche klangliche Ergebnisse zu erzielen. Die auf dem Weg zu diesem Ziel beschrittenen Wege sind aber so unterschiedlich wie die ErbauerInnen.

Am Ende des Versuches wird die klangliche Evaluierung der Instrumente stehen. Verschiedene SolistInnen werden die Instrumente in einem Klangtest anspielen. Auch können die Besucher, Lehrende, Studierende und alle am Thema Geige interessierten SpielerInnen selber ausloten, was die Instrumente leisten. Die MusikerInnen und GeigenbauerInnen sind eingeladen, die Instrumente nach ihren Eigenschaften subjektiv zu gruppieren und dann mit den baulichen Daten in Übereinstimmung zu bringen: Favorisiere ich Geigen mit hoher Wölbung? Geigen mit ausgeprägtem Gegenschwung in der Wölbung? Wirken sich große FF-Löcher positiv aus? Klingen alle Geigen mit einer bestimmten Wölbung eher dunkel?

Ziel des Versuches kann nicht sein, die Wirkungsweise der Geige ein für alle Male verständlich darzustellen. Das Faszinierendste am Geigenbau bleibt die unüberschaubare Zahl der möglichen Kombinationen verschiedener Konstruktionsparameter. Aber wir können uns gemeinsam mit den BesucherInnen einer Beurteilung annähern, und gerne darf sie subjektiv sein, da es Objektivität in Bezug auf Klang nicht gibt.

Demnach endet der Versuch auch nicht mit einem Ranking der 20 Instrumente, aber hoffentlich mit viel persönlicher Erkenntnis aller Beteiligten.

Die 20 Geigen werden zum ersten mal im Juni 2019 in Frankreich auf unserer Arbeitswoche in Fertans im Jura zusammengeführt. Ende November am 22.11.2019 werden sie in Wien an der Universität für Musik und darstellende Kunst präsentiert werden.